Griechische Tragödien kommen eigentlich nie ohne verwandschaftliche Mörde aus, legen sie doch den Grundstein für die Tragödie.
Selbst wenn die Grundgeschichte von einem Vertreter, Johann Wolfgang von Goethe, der Weimarer Klassik geschrieben wurde, bleibt der Kern der Tragödie erhalten. In seinem Stück „Iphigenie auf Tauris“ widmet er sich der Iphigeniesage von Euripides.
Am 26. September feierte die Versversion des Stückes seine Premiere im großen Haus des Stadttheaters Gießen.
Iphigenie, Tochter des Königs Agamennon, soll von diesem geopfert werden, damit die Windstille endet die den König an der Fahrt zum trojanischen Krieg hindert.
Doch die Göttin Diana, verhindert das ihr gedachte Opfer und bringt Iphigenie auf die Insel Tauris, um sie dort zu ihrer Priesterin zu machen. Dort beginnt die Handlung mit der Ankündigung des Dieners Arkas, das König Thoas erfolgreich aus einer Schlacht zurückkehrt und nun den Tempel, als Dank besuchen will. Ebenso ist sein Besuch auch Anlass um um Iphigenie zu werben. Da sie schon im Vorfeld ihre Abneigung dafür zum Ausdruck bringt, listet Arkas ihr positives Wirken auf beispielsweise, die Abschaffung des für Diana gedachten Menschenopfer. Desweiteren klagt sie ihre Sehnsucht nach der Heimat Griechenland und der Hoffnung eines Tages wieder dorthin zurück zu kehren. Da sie sich dem werben des Königs Thoas auch ihm persönlich widersetzt, führt dieser wieder die Menschenopfer ein und die Priesterin soll mit 2 Fremden beginnen, die vor kurzem auf der Insel aufgegriffen wurden.
Bevor sie die geforderten Opfer leisten kann erkennt sie, das es sich bei den Fremden um Griechen handelt und beginnt sie über die vergangene Zeit in Griechenland zu befragen. So erfährt sie das ihr Vater von seiner Frau Klytaimnestra ermordet wurde, was wiederrum von ihrem Bruder Orestes gerächt wurde. Dieser droht nun dem Wahnsinn einheim zu fallen und landet einer Prophezeiung folgende auf Tauris und stellt sich als einer der Fremden heraus. Bevor die beiden nun, zusammen mit Orestes Freund Pylades die Insel verlassen können, muss noch König Thoas überzeugt werden und an sein Versprechen erinnert werden sie gehen zu lassen, wenn sie die Möglichkeit zur Rückkehr hat.
Carolin Weber bringt als Iphigenie das trockene Stück mit Spielfreude und Wortwitz auf die Bühne, das es kein Wunder war das ihr Applaus bei der Premiere am stärksten war. Bei ihrer Rolle fand in der Endphase noch einmal eine wichtige Veränderung statt. Während sie im Programmheft mit langen Haaren und damit jünger wirkt, trug sie bei der Premiere keine Perücke und wirkte so älter. Damit wirkt der im Stück gesetzte Altersunterschied zwischen Iphigenie und Thoas nicht mehr so ganz und das Stadttheater hat sicherlich genügend Schauspielerinnen, die die Rolle ebenfalls hervorragend ausgefüllt hätten und jünger wären. Hätte man diesen Unterschied mehr betonen wollen, hätte man aber auch einfach König Thoas älter machen können. Schließlich beweist Weber auf der Bühne das das in sie gesetzte Vertrauen mehr als gerechtfertigt ist.
Zusammen mit Roman Kurtz, als Thoas und Rainer Husstedt, als Arkas, liefert sich sich witzige Wortduelle und so geben sie den Stück einen moderen und leichten Schwung.
Das Bühnenbild von Lars Peter ist sehr gelungen, wirkt des doch mit seiner lang gezogenen Sitzbank wie die großen Stufen eines antiken Tempels. Als Sitzbank bietet es gleichfalls die entsprechende Funktion, wenn dies notwendig ist. Der Stacheldraht am Bühnenrand zeigt Iphigenies Gefangenschaft auf der Insel, aber lässt ihr die Freiheit in Richtung ihrer Heimat zu schauen. Die Idee im Bereich der Orchestergrabens mit Echtwasser zu arbeiten verstärkt den Fluchteffekt, hat allerdings einen Haken. Da die Bühne ebenerdig angelegt ist, ist das Wasser eigentlich nur von den vorderen Reihen und den Rängen gut zu beobachten. Für alle anderen bleiben nur die Geräusche und ihre Phantasie für die entsprechenden Passagen des Stückes.
Iphegenie auf Tauris (Projekt Gutenberg)
Infos zum Stück und Spielzeiten
Dieser Beitrag lief am 29. September in der Frühschicht.