Am 19. September sollte auf der taT Studiobühne in Gießen eigentlich das Stück „Sonny Boys“ seine Premiere feiern. Wegen eines Krankheitsfalls musste leider umgeplant werden. Und so sahen, in einem guten gefülltem Saal, die Zuschauerinnen und Zuschauer eine halbszenische Lesung von Neil Simons letzten Werk „Rose und Walsh“. Wer unbedingt Simons „Sonny Boys“ sehen will, dem sei die Verfilmung von 1975 oder 1995 ans Herz gelegt. Letztere mit Woody Allen und Peter Falk in den Hauptrollen.
Was ist überhaupt eine halbszenische Lesung?
Im Kern zunächst mal eine Lesung, also das vorlesen eines Textes mit Betonung und verteilten Rollen. Nun kommt noch hinzu das nicht nur einfach vorgelesen wird, sondern dabei auch noch Gestik und der Theaterraum genutzt wird. Fertig ist die halbszenische Lesung.
Damit sind wir auch gleich beim ersten Grund warum mensch sich dieses Stück anschauen sollte. Was Petra Soltau, Harald Pfeiffer, Anne-Elise Minetti und Pascal Thomas als „Ersatzprogramm“ einstudiert haben, kann in seiner Gesamtheit schon als Theateraufführung gewertet werden. 4 bewegliche Barhocker reichen aus, um eine Dynamik hin zu einem Theaterstück zu erzeugen. Fast wirkt es so, als würde man den Schaupielerinnen und Schauspielern bei den ersten Proben zuschauen. Wie sie ein Gefühl für das Stück und die Charaktere entwickeln, nur um dann kurze Zeit später festzustellen, dass sie schon perfekt in ihre Rollen gefunden haben. Selbst die schwarz-rote Kleidung fügt sich harmonisch ein, als wären dies schon die fertigen Kostüme in einer Endfassung.
Der zweite Grund ist die Handlung des Stückes.
Rose ist eine alte Dame die Abends und Nachts immer mit Walsh unterhält und streitet. Blöd nur das Walsh seit 5 Jahren verstorben ist und so nicht nur bei der bei ihr wohnenden Arlene für Verwirrung sorgt. Da die Geldreserven von Rose langsam zu neige gehen bringt Walsh sie zu seinem letzten Werk, des zu Lebzeiten gefeierten Kriminalautors. Da das Werk aber noch unvollendet ist, suchen die beiden nun einen weiteren ‚Ghostwriter‘, der ihnen hilft das Werk zu vollenden.
Der dritte Grund ist der Autor aus dessen Feder dieses Werk stammt. Der 1927 geborene Neil Simon ist nämlich selber ein gefeierter Autor für Broadwaystücke und Drehbücher. Aus seiner Feder stammt u.a. „Barfuss im Park“ und „Ein seltsames Paar“. Letzteres wurde 1968 mit Jack Lemmon und Walter Matthau in den Hauptrollen verfilmt.
Die Dramaturgin Cornelia von Schwerin hat, zusammen mit den Schaupieler:innen ein mehr als ebenwürdiges ‚Ersatzprogramm‘ geschaffen und das Vorfreude macht auf die irgendwann stattfindende Premiere von „Sonny Boys„.
Am 11. Oktober und 01. November gibt es die nächste Gelegenheit, sich diese besondere Form von Inszenierung anzuschauen.
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Dieser Beitrag lief am 22. September in der Frühschicht.