„Wenn Sie Ihr Leben beenden wollen, dann beenden Sie doch Ihr Leben, aber dafür müssen Sie doch nicht sterben.“ – Dr. Schiller
Cahit hat gerade einen Selbstmordversuch überlegt, als er in der Psychiatrie von Sibel gefragt wird sie zu heiraten. Es ist nicht Liebe auf den ersten Blick, sondern der Versuch von Sibel aus ihrem eingenden Elternhaus auszubrechen. Damit sie endlich das Leben führen kann, was sie sich ausmalt.
Nach anfänglichen Zögern geht Cahit auf den Handel ein.
Das Arragement entwickelt sich weiter und so kommt es das Cahit im Streit einen Liebhaber von Sibel erschlägt.
Nach sechs Jahren Gefängnis folgt Cahit Sibel nach Istanbul und es kommt zu einer letzten und reinigenden Begegnung.
Das klingt alles nach Fahih Akins Film „Gegen die Wand“? Kein Wunder ist dieser doch die Vorlage für die Opernfassung von Ludger Vollmer. Vollmer hat viele Dialoge aus dem Film übernommen, aber trotzdem mit seiner Musik eine ganz neue Beleuchtung der Erzählung geschaffen. Diese feierte am 2. April, in türkischer und deutscher Sprache am Stadttheater Gießen Premiere.
Zur Beruhigung aber gleich der Hinweis, das die entsprechenden Gesangsteil mit Übertiteln sind. Auf jeden Fall ist türkisch Mal etwas anderes als z.B. italienisch. Schon nach wenigen Minuten ist mensch aber so drin, dass der Gesang natürlich wirkt und es ein Genuss ist den SängerInnen zu zuhören.
Gabriel Urrutia als Cahit und Dilara Bastar als Sibel überzeugen sowohl gesanglich, als schauspielerisch. Schließlich hat Cathérine Miville bei der Besetzung darauf geachtet das die entsprechenden Rollen auch von muttersprachlichen SängerInnen gesungen werden.
Hervorstechend ist auch Muhsin Omurca der u.a. als Erzähler immer wieder die Handlung voran treibt und dabei Anekdoten bzw. Befindlichkeiten türkischer Menschen erzählt. Dabei spart er nicht an Kommentaren zu aktuellen Ereignissen.
Wie sich allerdings seine Zeichnungen, die oben links auf der Bühne eingeblendet werden, in die Handlung einfügen erschliesst sich nicht unbedingt. Sie fassen zwar die Handlung zusammen sind aber nicht unbedingt notwendig.
Auf für Tanzfans wird in der Oper einiges geboten, wie Inga Schneidt, Abtin Afshar-Ghotlie, Dominik Blenk, Markus Heldt und Mario Ngouen unter Beweis stellen. Ihre Tanzeinlagen beten sich harmonisch in die Oper ein und unterstützen den Flair von Großstadtleben.
Mit knapp 2 ¾ Stunden ist diese Oper natürlich etwas länger als der entsprechende Film. Wer aber diesen noch nicht gesehen hat dem beitet diese Oper eine hervorragende Alternative.
Ein gutes Beispiel eine gelungene Filmadaption in ein Theaterstück bzw. Oper.
Infos zum Stück und Spielzeiten
Dieser Beitrag lief am 12. April in der Frühschicht.