Transkription des entsprechenden Radiobeitrags in Kulturbeben April 2025. Editiert durch ChatGPT mit folgendem Prompt:
Kannst du mir bei dem folgenden Text die Rechtschreibung anpassen und das er wie ein geschriebener Text wirkt. Gerne im Stil einer Reportage.
Zwischen Troja, Lieferando und Tanzperformance – die 28. Kinder- und Jugendtheaterwoche in Marburg zeigt, wie vielfältig Theater für junge Menschen sein kann.
Wie erzählt man vom Trojanischen Krieg mit zwei pubertierenden Helden? Was unterscheidet Vulva und Vagina? Und warum tanzt jemand, der eigentlich nie tanzt?
Die 28. KUSS – Kinder- und Jugendtheaterwoche in Marburg hat Antworten geliefert – klug, überraschend und berührend. Eine Reportage über ein Festival, das junge Menschen ernst nimmt und Theater neu denkt.
Eine Woche voller Theaterwelten
Vom 23. bis zum 29. März wurde Marburg wieder zur Bühne für junges Theater aus Hessen, Rheinland-Pfalz, dem Saarland – und darüber hinaus. Über 20 Inszenierungen zeigten, was Kinder- und Jugendtheater heute alles sein kann: laut, leise, politisch, körperlich, poetisch – und immer relevant.
Den Auftakt machte das Theater Kohlenpott Herne mit „Troja – Blinde Passagiere“. Zwei Feinde – eine Griechin und ein Trojaner – finden sich im Bauch des Trojanischen Pferdes wieder. Statt Kampf gibt’s plötzlich Gespräch. Eine Geschichte über Hass, Begegnung und die Frage: Muss man wirklich töten, nur weil es die Geschichte so will?
Sexualität, Identität und Gesellschaft
Ein Abend später dann: „Der Ursprung der Welt“ von der Neuen Bühne Senftenberg. Basierend auf dem Comic der schwedischen Zeichnerin Liv Strömquist reist das Stück durch die Kulturgeschichte der weiblichen Sexualität – von der Antike bis heute. Schulklassen im Publikum diskutierten, kicherten, hörten zu – und wurden herausgefordert.
Ähnlich körperlich ging es bei „Bodybild“ vom Stadttheater Gießen zu. Eine Performance, in der Eichhörnchen über die Bühne flitzten und Geschlechterbilder dekonstruiert wurden – klug, absurd, sehenswert.
Theater trifft Performance trifft Selbstreflexion
Mit „Gesichter“ wurde Theaterinstallation greifbar: Selbstporträts im Spiegel, gezeichnet von den Zuschauer*innen, gefolgt von einer stillen, intensiven Performance. Ein Erlebnis irgendwo zwischen Tanz, Bildender Kunst und Theater – und eine der experimentellsten Veranstaltungen des Festivals.
Der Lesesalon am Dienstagabend bot dagegen Theater in seiner literarischen Form: neue Texte, gelesen, diskutiert, inspiriert – darunter Werke von Nadja Wieser, Kateřina Černá und Till Wiebel. Viele dieser Texte könnten bald als Inszenierungen wieder auftauchen.
Lieferkoller und Liebeskummer
„LieferAndi“ vom Kollektiv Gold & Gammel setzte sich mit den prekären Arbeitswelten der Lieferbranche, autoritären Strukturen, sowie Rechtsextremismus auseinander – rasant, interaktiv, gesellschaftskritisch. Andreas Hammer überzeugte in einem Stück, das unter die Haut ging – und sich besonders gut für den Unterricht eignet. Eine klare Empfehlung für Schulen in Bremen, Bremerhaven und darüber hinaus.
Mit „Watch Me Fail“ wurde es wissenschaftlich, aber unterhaltsam: Ein Vortrag über das Küssen – mit philosophischen Tiefen, popkulturellen Anspielungen und überraschender Ernsthaftigkeit.
Wenn Theater tanzt – und Preise abräumt
Ein besonderes Erlebnis bot „Ich kann’s nicht lassen“ von den Tanzkomplizen: Eine Tanzperformance, die selbst Zuschauer*innen zum Mitmachen animierte, die normalerweise nicht tanzen. Und das ist wohl das größte Kompliment, das man einem solchen Stück machen kann.
Zum Abschluss: „Ciao, Bella Ciao“, ein Liederabend des Hessischen Landestheaters, der das Festival musikalisch ausklingen ließ. Doch das letzte Wort hatte die Jury des KUSS-Preises:
🏆 1. Platz: „Troja – Blinde Passagiere“
🥈 2. Platz: „Der Ursprung der Welt“
🥉 3. Platz (geteilt): „Ich kann’s nicht lassen“ & „Liefer-Andi“
Fazit: Theater, das bewegt
Die 28. KUSS-Theaterwoche hat gezeigt, dass Kinder- und Jugendtheater weit mehr ist als Puppenspiel und Schulaufführungen. Hier wird mit künstlerischer Kraft, politischem Mut und großer Emotionalität gearbeitet – ein Festival, das jungen Zuschauer*innen auf Augenhöhe begegnet. Wer die Chance hat, im kommenden Jahr dabei zu sein, sollte sie ergreifen. Denn KUSS ist mehr als ein Festival – es ist eine Liebeserklärung ans Theater.