Copyright: Jakob Boll
Julia Gerstewitz , Helga Goebel, Amina Eisner, Conny Walter, Calliope Watson, Joana Tischkau, Edith Müller, Timon Gremmels, Redjep Hajder, Martin Reulecke, Simone Sterr, Katja Hergenhahn, Anton Svoboda, Amina Merai, Steffen Lars Popp, Marie Schwesinger, Julia Just

(PM) Am Samstag, 6. Juli gingen die Hessischen Theatertage zu Ende. Nach 10 Tagen mit Beiträgen aller hessischen Stadt-, Staats- und dem Landestheater sowie der Freien Szene feiert das Festival sein großes Finale mit der Verleihung des Publikumspreises, der beiden Jury-Preise sowie des Edith-Müller-Preises.
Die Preisverleihung fand im Anschluss an die Vorstellung „Chicago“ statt, direkt auf der Großen Bühne des Stadttheaters. Intendantin Simone Sterr übergab nach ihrer Danksagung an alle beteiligten Gastgruppen und die Mitarbeitenden des eigenen Hauses das Wort an Staatsminister Timon Gremmels, hessischer Minister für Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur, der nach einem Grußwort die Vergabe des Publikumspreises übernahm:

„Die Vielfalt der theatralischen Formen und des Austauschs, die wir bei den Hessischen Theatertagen erlebt haben, stehen für die Lebendigkeit unserer Theaterszene. Sie zeigt, wie wichtig es ist, dass Kunst und Kultur nahbar sind und Teilhabe ermöglichen. Um einen Beitrag zum Schutz der Demokratie zu leisten, sind Offenheit und das miteinander Agieren in der Kultur elementar. Deshalb freue ich mich besonders, dass bei der diesjährigen Ausgabe Vertreterinnen und Vertreter der Gießener Bürgerschaft in der Jury saßen und ein Publikumspreis vergeben wird. Ich gratuliere den Preisträgerinnen und Preisträgern herzlich zur Auszeichnung!“

Timon Gremmels
Kunst- und Kulturminister

Im Anschluss an jede Vorstellung konnten die Besucherinnen ihre Stimme abgeben. Die Anzahl der abgegebenen Stimmen wurden in Relation zur Zahl der Zuschauenden gesetzt und so die Preisträgerin ermittelt: „Werwolfkommandos“ von Marie Schwesinger, Julia Just und Fabiola Eidloth erhält den
diesjährigen Publikumspreis der Hessischen Theatertage. Die Produktion ist ein Beitrag der freien Szene MADE. in Frankfurt. Marie Schwesinger und Julia Just wurde die Auszeichnung von Staatsminister Gremmels überreicht. Der Preis ist dotiert mit 3.000 Euro.

Die sechsköpfige Jury* vergibt die beiden Preise „Zusammenspiel“ und „Wagnis“, die von der Jury in gemeinsamen Diskussionen ermittelt wurden, um jeweils eine Produktion zu würdigen, die in ihrer Gesamtleistung überzeugt hat und eine weitere, die durch Besonderheit in Bezug auf Themenwahl,
Herangehensweise oder künstlerische Umsetzung auf sich aufmerksam gemacht hat. Beide Preise sind mit jeweils 3.000 Euro dotiert.
Der Preis „Wagnis“ geht an „Nach uns die Angst“, ein Projekt des Studiengangs Regie der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt. Regisseur Redjep Hajder, Schauspielerin Amina Merai und Dramaturg Anton Svoboda nahmen die Trophäe stellvertretende für das Team entgegen.

„Der Produktion ist es in besonderem Maße gelungen, mit reduzierten Mitteln eine dichte Atmosphäre zu schaffen. Besonders das Sounddesign von Barnabas Vollmar hat uns begeistert. Nach uns die Angst macht uns Hoffnung auf ein Morgen, in dem Identitätspolitik strategisch verwendet wird, die Zuschauenden sich ihrer eignen Positionierung gewahr werden und in dem eine Verhandlung auf Augenhöhe möglich wird.“
Heißt es in der Begründung der Jury.

Der Preis „Zusammenspiel“ geht an die Produktion „Jedermann“ vom Staatstheater Darmstadt.
Schauspieldirektor Oliver Brunner und Regisseur Kieran Joel waren digital zugeschaltet, um sich für die Auszeichnung zu bedanken.
„Ein lehrreiches Diskotheater ohne pädagogischen Impetus.“ formuliert es die Jury in der Begründung für ihre Wahl: „Humor dient hier nicht allein als Selbstzweck, sondern als Erkenntnismodell, bei dem uns der Spiegel vorgehalten wird.“

Edith Müller vergibt den erstmals ausgelobten und immateriellen Edith-Müller-Preis. Die langjährige Mitarbeitende des Stadttheaters lässt als routinierte Zuschauerin und lebendiges Archiv der Theaterarbeiten Gießens ihre gesamte Erfahrung und Theaterbegeisterung einfließen. Den Preis vergibt
sie nach ihren eigenen Kriterien. Die Auszeichnung erhält „Nach uns die Angst“ aus dem Studienprojekt Regie der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt. „Es war ein Genuss für mich, zu zusehen, wie die drei jungen Darstellerinnen unter der Regie von Redjep Hajder flexibel in die unterschiedlichen Rollen schlüpfen“ begründet Edith Müller ihre Auswahl. Regisseur Redjep Hajder, Schauspielerin Amina Merai und Dramaturg Anton Svoboda nahmen die Trophäe entgegen.

Die Mitglieder der Jury

  • Amina Eisner ist Schauspielerin und Autorin und seit der Spielzeit 2022/23 Mitglied im Ensemble des Stadttheaters.
  • Julia Gerstewitz hat mehrere Jahre im Bereich der Geschlechter-, Medien- und Kultursoziologie an der JLU Gießen geforscht. Ehrenamtlich engagiert sie sich beim Gießener Freiwilligenzentrum als Mentorin und Kulturbegleiterin.
  • Helga Göbel ist seit 2016 Vorsitzende des Vereins der Freunde des Theaters Gießen e.V. und seit der Spielzeit 1967/68 ununterbrochene Abonnentin des Stadttheaters.
  • Joana Tischkau ist Künstlerin, Choreografin und Regisseurin. In ihrer künstlerischen Arbeit verschränkt sie die Diskursfelder von Rassismus, Feminismus, Popularkultur und Schwarzer Deutscher Identität miteinander. Ihre Arbeiten tourten europaweit.
  • Conny Walter arbeitet u. a. als Hörspiellektorin, Hörspielmacherin und Regieassistentin. Ihr besonderes Interesse gilt sprachlichen Rhythmen, performativen Spiel- und Versuchsanordnungen sowie soziokulturellen Kritiken und Potentialen.
  • Calliope Watson studiert Theater-, Film- und Medienwissenschaften an der Goethe-Universität Frankfurt. Sie spielt seit ihrer Kindheit Geige und Theater, ist Gründungs- und Vorstandsmitglied des Clara Schumann Orchesters Frankfurt.